Matilde

San Polo

Die Gemeinde S. Polo in der Provinz Reggio Emilia liegt mitten in dem Streifen am Fuße der Hügel und genau dort, wo die Talmündung des Flusses Enza in die emilianische Ebene führt. Ihre besondere geographische Lage auf der Kreuzung zwischen einem in die Apenninen führenden Flusstal und dem Apenninenrand „erschuf“ schon in ganz früher Zeit überaus günstige Bedingungen, damit sich dort Menschen niederlassen konnten: Die ersten Überlieferungen stammen in der Tat aus der „Vorgeschichte“ und bestehen aus Manufakturen aus abgesplittertem Stein, die auf die Altsteinzeit, Mittelsteinzeit und Jungsteinzeit zurückgehen. Von besonderer Bedeutung sind die archäologischen Funde in Servirola. Sie stammen aus der Zeit der Etrusker und bestehen aus kostbaren Bronze- und Keramikmanufakturen, die in tiefen Brunnen gefunden wurden. Es wird vermutet, dass sie eine rituelle Funktion hatten. Zur Zeit der Römer entstand die wichtige Wegelinie, die die Ansiedlung von Brescello mit Taneto und dem Val d’Enza verband. Infolgedessen lässt sich eine beachtliche Diffusion von einzelnen Siedlungen feststellen, die überwiegend aus Bauernhöfen und auch aus kleinen städtischen Verbänden bestanden, wie zum Beispiel die gallisch-römische Kleinstadt Luceria, die nur wenig südlich von San Polo liegt. Diese gleiche „Linie“ behielt ihre Bedeutung auch im Frühmittelalter.

In dieser Zeit wurde das Territorium von barbarischen Völkerstämmen aufgesucht. Es entstand der Bereich, der „Canossanische Feudalität“ genannt wurde. Gegen Ende des 10. und zu Beginn des 11. Jahrhunderts war er der Ursprung für einen gewichtigen strategischen Verteidigungsapparat, dem die Herzogin „Mathilde der Toskana“ vorstand. Dadurch erhielt San Polo einen wichtigen Vorposten in dem Val d’Enza. Die Lage des Wohngebiets von San Polo an der Mündung der Berge in die Poebene bildete in der Tat einen grundlegenden Punkt an der Strecke, die das nahe gelegene Schloss Canossa mit Parma und den verschiedenen Territorien der Ebene verband: Aus diesem Grund wurde seit dem 9. Jahrhundert ein bedeutendes Schloss errichtet, das die Furt am Fluss Enza beschützte. In San Polo quartierte sich in der Tat im Jahr 1092 Heinrich IV. ein, bevor er in Richtung Canossa aufbrach. Obwohl der Bereich des Schlosses von San Polo im Laufe der Jahrhunderte häufig zerstört und wieder aufgebaut wurde, ist es auch heute noch von beachtlichem kulturellem Interesse und stellt derzeit den wichtigsten historischen Kern im gesamten Gemeindegebiet dar.

Von dem antiken Schloss, das zum Teil noch von Überresten der Mauerringe umgeben ist, ist nur noch die herrliche Zugbrücke des östlichen Tors mit zwei getrennten Bogengängen jeweils für Wagen und Personen zu sehen. Die während des Spanischen Erbfolgekrieges schwer beschädigte Festung wurde am Ende des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut und dann als wundervolles Herrschaftshaus genutzt. Bei der in der Nähe des Gebäudes stehenden Pfarrkirche handelt es sich um die frühere Schlosskapelle, die im Jahr 1494 errichtet wurde: Sie hat keine Fassade und das Eingangsportal ist offen in der Mauer, die auf den Burgplatz zeigt. Im Inneren ist auf der linken Wand eine wunderschöne Freske von Nicolò dell’Abate zu sehen, die die Anbetung der Heiligen drei Könige darstellt. Der Schlossbereich ist im Osten begrenzt durch den antiken herzöglichen Kanal. Dieses bedeutende hydraulische Werk aus dem späten Mittelalter leitete das Wasser des Enza nach Montecchio und Cavriago und bewegte entlang seines Weges zahlreiche Mühlen. Nördlich des Hauptortes erhebt sich neben der Provinzstraße nach Montecchio isoliert in der Landschaft die alte und wundervolle romanische Pfarrkirche von Cavillano: Das Gebäude wurde etwa Mitte des 11.

Jahrhunderts geweiht und im Jahr 1070 dem Markgraf Bonifacio di Canossa als Erbpacht überlassen. Die heutige Kirche verfügt über die basilikale Anlage der ursprünglichen romanischen Pfarrkirche, obwohl sie durch Anpassungsarbeiten im Laufe des 18. Jahrhunderts beachtliche Veränderungen erlitten hat. Bei neueren Ausgrabungen wurde die antike unterirdische Krypta freigelegt. Dabei wurden Überreste von mittelalterlichen Fresken ans Licht des Tages gebracht, die ein bedeutendes Kunstdokument darstellen. Das Gebäude ist derzeit (2012) nicht für religiöse Ehrerweisungen geöffnet. An der Provinzstraße nach Quattro Castella befindet sich ca. sechs Kilometer von dem Hauptort entfernt der Klosterkomplex Montefalcone. Gemäß der Überlieferung wurde er zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Franziskanermönchen auf einem von Guido Canossa zur Verfügung gestellten Grundstück errichtet. Im Jahr 1652 wurde das Kloster aufgelöst und später zu Beginn des 19. Jahrhunderts der von den Jesuitenpatern geleiteten Ritterakademie überlassen. Der Komplex zeichnet sich durch eine u-förmige Anlage aus. Im Südflügel befindet sich eine Kirche und im Portalbereich ein großer Mittelhof. Im Hinterland am Fuße des Hügels von S. Polo gibt es zahlreiche antike Orte, die ihren Ursprung im Mittelalter haben. Die meisten von ihnen liegen an der alten Wegelinie, die von Pieve di Caviliano heraufkam und nach Canossa führte.

Aufgrund der Bedeutung dieser Strecke rückte sie in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen den Truppen Mathildes und denen des Kaisers Heinrich IV., die sich nach den Überlieferungen im Oktober 1092 hier in der Nähe des Oratoriums der Madonna della Battaglia begegneten. Von den hier vorhandenen Orten ist besonders Sedignano zu erwähnen. Die Häuserblöcke dieses Ortes zeigen auf den Fassaden die baulichen Überlieferungen antiker Gebäude aus dem Mittelalter. Im Hinblick auf Ausflüge wird das Gemeindeterritorium von einem ausgeklügelten Netz an Wegen durchquert, die den Hauptort San Polo mit den wichtigsten Orten verbinden. Dadurch ist es möglich, die bedeutendsten historisch- kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten auf bequeme Weise zu erreichen, denn sie liegen an dem antiken Weg, der heute noch nach Canossa und durch den „betürmten“ Ort Grassano führt. Die wichtigsten Strecken beginnen am Hauptort. Hier sind sie an ihrer weiß-roten Markierung zu erkennen. Das Wegenetz wurde 2012 um eine neue Strecke ergänzt, die von dem Schloss San Polo nach Ciano di Canossa und Cerezzola führt, das Enza-Tal hinaufgeht und den Ufern des „herzöglichen“ Kanals folgt.