Matilde

Pecorile

Das Wohngebiet von Pecorile liegt in der Talsohle des Flusses Campola, genau an dem Kreuzungspunkt zwischen der Fahrstraße, die nach Canossa führt, und der Provinzstraße in Richtung Casina. Das heutige bewohnte Zentrum entstand wahrscheinlich ursprünglich dadurch, dass mehrere Gebäude nach und nach um ein massives Turmhaus herum gebaut wurden, das aus dem Mittelalter stammt und auch heute noch im Zentrum des Wohngebiets nahe der Pfarrkirche steht. Obwohl das Gebäude umgebaut wurde, zeigt es heute noch Spuren der typischen Baueigenschaften aus der mittelalterlichen Festungsarchitektur: Es wurde wahrscheinlich errichtet, um die Talsohle entlang der Wegelinie, die das Val Crostolo mit dem nicht weit entfernten Schloss von Canossa verband, zu schützen.

Einen weiteren Entwicklungsimpuls erhielt die Ortschaft durch die Fertigstellung der „Strada ducale del Cerreto” (herzögliche Straße von Cerreto). Sie wurde von den Estensern errichtet, um Reggio an Valico del Cerreto und an die Toskana anzubinden. Mit dem darauf folgenden Bau der heutigen Staatsstraße Nr. 63 hat die alte „herzögliche“ Straße einen großen Teil ihrer Bedeutung verloren. Dafür hat sie die Rolle als sekundäre Strecke zur Verbindung der wichtigsten bewohnten Zentren des Hügels übernommen. In dem Ort verdient die Pfarrkirche besondere Beachtung. Sie zeichnet sich durch ein schönes Ornat auf der Fassade im Blumenstil aus, das stilistisch auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zurückgeführt werden kann. Direkt im Westen des Ortes Pecorile gab es früher eine wichtige Wegstrecke, die in Mucciatella di Puianello begann und das Flachland direkt mit Canossa verband. Sie befand sich auf der Höhe des Gebirgskamms, der das Valle del Modolena von dem Valle del Campola trennt. Die Bedeutung dieser Strecke zeigt sich durch die zahlreichen anderen Turmhäusern, die an mehreren Punkten die Berghänge schützen. Mit ihren charakteristischen Profilen erinnern sie direkt an das Bild des engmaschigen Verteidigungsnetzes, das die nahe gelegene Burg von Canossa auf allen Seiten umgab.

Auf diese alte Strecke lässt sich wahrscheinlich die wundervolle Kirche von Casola di Canossa zurückführen. Sie zeichnet sich durch eine schöne Struktur im Stil des 18. Jahrhunderts aus und liegt ca. zwei Kilometer oberhalb von Pecorile. Neben dem religiösen Gebäude ist in der Tat ein Gebäude zu sehen, das wahrscheinlich auf ein „mittelalterliches Gasthaus“ zurückzuführen ist. Es war vielleicht dazu bestimmt, die Wanderer zu betreuen, die den Gebirgskamm in Richtung Canossa und Toskana überquerten. Pecorile stellt heute einen wichtigen Etappenpunkt auf vielen Ausflugsstrecken dar, die in das Hügelgebiet führen und Canossa sowie das Gebiet am Fuße der Hügel um Reggio erreichen: Darunter ist eine Strecke von besonderer Bedeutung. Sie verläuft auf der Höhe des Monte del Gesso, dem antiken Schloss der Da Canossa, und führt dann zum Provinzpark Pinetina di Vezzano hinab, wo sie sich mit dem von Reggio Emilia kommenden Fuß- und Radweg des Valle del Crostolo verbindet.

Das jährliche Fest von Pecorile ist eine wichtige Möglichkeit zur Angliederung. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, typische Produkte aus diesem Gebiet wie Tortelli, Cappelletti, Parmigiano Reggiano zu probieren und zu verlosen.