Matilde

Mucciatella

Der Hügel Mucciatella erhebt sich auf der linken Seite isoliert über dem Fluss Crostolo, auf der Kopfseite eines langen Bergrückens, der tief in das apenninische Hinterland vordringt. Er liegt direkt oberhalb der Ortschaft Puianello und auf seinem Gipfel steht die alte Pfarrkirche. Von hier aus hat man eine eindrucksvolle Aussicht auf das darunter liegende Flachland und auf den großen Teil des Gebiets, das am Fuße der Hügel um Reggio liegt. Nach der Überlieferung erhielt der Ort seinen Namen von der künstlich eingeebneten Fläche, die in einer nicht näher bekannten Epoche angelegt wurde.

Dazu wurde die Spitze des Hügels gekappt, um die Errichtung des antiken Pfarrhauses von Puianello zu ermöglichen. Auf Grund seiner günstigen Lage war der Ort seit dem frühsten Altertum bewohnt, denn von hier aus konnte das gesamte Tal des Crostolo an der Mündung in das Flachland überschaut werden. Das belegen bedeutende Überlieferungen aus dem Bronzezeitalter, der römischen Epoche und aus dem Mittelalter. Im Mittelalter wurde hier ein religiöses Gebäude errichtet, das der Heiligen Jungfrau gewidmet war. Es erhielt den Rang einer Plebankirche und wurde zum ersten Mal in einem Privilegium Ottonianum aus dem Jahr 980 erwähnt. Im Jahr 1156 erhielt die Pfarrei die Gerichtsbarkeit über ein weitläufiges Territorium, das die abhängigen Kirchen  S. Giovanni di Gesso, S. Pietro di Sedrio, S. Michele di Salvarano, S. Zenone di Montelocco, S. Maria di Montecavolo, S. Venerio di Mozadella und S. Martino di Vezzano umfasste. Das heutige Gebäude stammt aus den Rekonstruktionen, die im 18. Jahrhundert durchgeführt wurden.

In dieser Zeit wurde es zu einem großen Teil umgebaut, die liturgische Orientierung wurde umgekehrt und die heutige elegante dreigeteilte Fassade errichtet. Sie gehört zu den bedeutendsten Kirchen aus dem 18. Jahrhundert, die in dem am Fuße der Hügel liegenden Gebiet um Reggio stehen. Auf dem Hügel, auf dem nun die Kirche steht, befand sich im 14. Jahrhundert ein Schloss, das zur Gemeinde Reggio Emilia gehörte, von dem aber keine Spuren mehr zu sehen sind. Auf dem Hügel, der westlich der Kirche liegt, sind dagegen die Überreste des Schlosses von Mucciatella immer noch gut zu sehen, das heute als Privatresidenz genutzt wird. Früher zu Zeiten von Mathilde war es ein wichtiger Stützpunkt des Schutzsystems. Es diente zur Überwachung des Gebietes am Fuße der Hügel und der wichtigen Wegstrecke, die von Mucciatella über den Bergrücken des Monte Pentile direkt nach Canossa führte.

Die Festung wurde erstmals in einem Dokument aus dem Jahre 1037 erwähnt und gehörte lange der feudalen Familie Manfredi. Diese antike Vergangenheit lebt in einer herrlichen Exkursionsstrecke wieder auf (Weg CAI 646), die von Puianello und Mucciatella in ca. zwei Stunden direkt nach Canossa führt. Sie windet sich auf angenehme Weise auf einem Bergrücken entlang zu den Gipfeln mehrerer Hügel. Von hier aus hat man die Möglichkeit, ein paar der schönsten Landschaftsszenarien in der Gegend von Reggio zu genießen. Das Pfarrhaus von  Puianello beherrscht die darunter liegende gleichnamige Ortschaft. Ihre Häuser liegen auf Überschwemmungsgebieten, die links vom Crostolo an das weite Kiesbett angrenzen: In der römischen Epoche war der Ort wohl von besonderer Bedeutung.

In dieser Zeit fungierte er wahrscheinlich als Schnittstelle zwischen den Strecken, die von dem römischen Munizipium in Regium Lepidi den Fluss Crostolo in Richtung Apenninen hinaufführten und einer anderen wichtigen Strecke, die präromanischen Ursprungs war und am Fuße der Hügel der Emilia entlangführte. Diese Strecken kreuzten sich eben genau in Puianello. Auf diese Zeit gehen zahlreiche archäologische Stätten zurück, die die Präsenz eines ausgeklügelten Systems an Bauernhöfen und bäuerlichen Villen belegen. Die erste historische Nennung von Puianello scheint auf das Jahr 898 zurückzugehen, während im Jahr 1072 der Ort bei den zum Benediktinerkloster von San Prospero in Reggio Emilia gehörenden Gütern auftaucht. Die moderne Ortschaft bietet dem Touristen vielzählige Möglichkeiten. Dazu gehören geschätzte Restaurationspunkte, eine gut geplante Reihe an Rad- und Ausflugsstrecken sowie zahlreiche Verkaufsstellen. Der Ort wird aus Anlass der traditionellen Messe im September besonders häufig besucht. Im Inneren der neuen Pfarrkirche, die am Fuße des Hügels in neuerer Zeit errichtet wurde, wird eine kostbare Freske aufbewahrt. Sie stammt wahrscheinlich aus der antiken Kapelle San Venerio, die in der Nähe des Schlosses Mucciatella liegt.