Matilde

Borgo Vezzano

Der Wohnort Vezzano liegt in der Talsohle des Flusses Crostolo im südlichen Teil des Gebiets am Fuße der Hügel um Reggio. Aus zahlreichen archäologischen Berichten, die auf die Vorgeschichte zurückgehen und aus dem Gebiet des Monte del Gesso und aus anderen Orten in der Umgebung stammen, lässt sich entnehmen, dass es diesen Ort bereits seit der Vorgeschichte gibt. Zur Zeit der Römer stellte dieser Ort wahrscheinlich ein wichtiges „Verbindungsglied“ zwischen dem Flachland und den Bergen dar. Er liegt nämlich auf einer Strecke, die den Fluss hinaufführt und in die Apenninen reicht. Das heute bewohnte Zentrum entstand wahrscheinlich im späten Mittelalter, nachdem der alte Ort in der Nähe des „Castello del Gesso“ (Gipsschloss) verlassen worden war. Diese wichtige Festung auf dem Gipfel des gleichnamigen Bergs beherrschte die moderne Stadt. Auf diese Zeit gehen auch die ersten organisierten Tätigkeiten zur Gewinnung des Gipsminerals zurück, die zusammen mit der Sammlung der Flusskiesel über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten Ressourcen für die Gemeinde Vezzano darstellten. Als Überlieferung dieser antiken Vergangenheit sind in dem Ort heute noch einzelne charakteristische „Turmhäuser“, die auf das 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen, zu sehen. Das Gebäude von größtem historisch-künstlerischen Interesse ist jedoch die Pfarrkirche. Aufgrund der kostbaren heiligen Ausstattung und eines Lünettenportals mit dem Wappen der Da Canossa, das wahrscheinlich von dem darüber liegenden „Castello del Gesso“ stammt, ist sie von ganz besonderer Bedeutung.

Der größte Impuls für die Entwicklung des bewohnten Zentrums wurde jedoch ab dem 19. Jahrhundert mit dem Bau der Durchgangsstraße zum Valico del Cerreto gegeben, der wesentlich zum Aufbau der Handels- und Produktionstätigkeiten beitrug. Außerdem wurde auch die traditionelle Gipsverarbeitung lanciert. Die Errichtung des „Fornace del gesso“ (Gipsofen) geht in der Tat auf diese Zeit zurück und war für die Förderung und Verarbeitung des Minerals ein großer Einschnitt.

Die heutige Stadtverwaltung liegt am Piazza della Libertà und befindet sich somit fast im Zentrum der modernen Kleinstadt, genau zwischen dem Öffentlichen Park, dem gut ausgestatteten Sportbereich und der Bibliothek, die vor Kurzem in der Nähe der alten Mühle mittelalterlichen Ursprungs errichtet wurde. Direkt nördlich der Hauptortes erstreckt sich ein großes Industriegebiet, in dem viele bedeutende Produktionsunternehmen ansässig sind. Die bewohnte Ortschaft von Vezzano liegt entlang der Exkursionslinie des Valle del Crostolo, die die Stadt Reggio mit den Hügeln am Fuße der Apenninen verbindet und an die wichtigsten Wegstrecken, die nach Canossa und San Pellegrino in Alpe führen, anschließt: Der Fuß- und Radweg von Vezzano, der den  Provinzpark „Pinetina“ erreicht, stellt ein wichtiges Teilstück in diesem ausgeklügelten Wegesystem dar. Auf Initiative der Stadtverwaltung hin wurde kürzlich (2012) ein erster Abschnitt des Fuß- und Radweges eingeweiht, der zu einem großen Teil an dem Fluss Crostolo entlanggeht und zum Provinzpark Pinetina führt.

Auf dieser Strecke ist es möglich, ein paar Bereiche vom größten naturalistischen und landschaftlichen Interesse des Val Crostolo zu erreichen. Dort kann man zauberhafte Ansammlungen von Gipsfelsen sehen oder zu den hygrophilen Kiesbetten vordringen. Diese Strecke setzt die lange Exkursionslinie fort, die von Reggio Emilia eben nach Vezzano geht und dabei den Crostolo hinaufführt. Eine Etappe auf dieser Exkursionslinie ist der Provinzpark Pinetina. Dieser beliebte und gut eingerichtete Touristikbereich ist insbesondere dem Wissen um den Naturschutz und seiner Nutzung gewidmet. Der Bereich hat seinen Ursprung in einer Aufforstung von Schwarzkiefern. Sie erfolte in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, um der Zerrüttung eines großen Lehmbereichs vorzubeugen. Im Abstand von nun fast einem Jahrhundert hat sich dieser Bereich weiterentwickelt und die Bedingungen geschaffen, um einen autochthonen Wald, in dem Eichen vorherrschen, wiedereinzuführen. Ein ausgestattetes Wegesystem führt durch den gesamten Provinzpark und ermöglicht es, die wichtigsten naturalistischen und botanischen Besonderheiten zu beobachten, während eine kleine Fauna-Ausstellung die Attraktivität dieses interessanten Naturschutzgebiets noch weiter erhöht.